Passion 1984

Der große Erfolg der Passionsaufführungen ließ an eine baldige Wiederholung denken, die für 1969 vorgesehen war — und doch folgte eine 20-jährige Unterbrechung. Als einer der Hauptgründe dafür ist sicherlich das gewandelte Verständnis religiöser Überzeugungen und Traditionen infolge des 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965) anzuführen. Entsprechend dem Umbruch und den stürmischen Entwicklungen der Theologie, die der richtungsweisenden Öffnung folgten, suchte man nach Ausdrucksformen des „neuen Denkens" auch im Bereich der Passionsspiele, in denen nun ebenfalls die größere Offenheit und Wertschätzung anderer Glaubensüberzeugungen zum Ausdruck kommen sollten. In diesem Sinne hatte Julius Kardinal Döpfner in seiner Eröffnungspredigt zu den Oberammergauer Passionsspielen 1970 klare Maßstäbe gesetzt: „Es geht hier letztlich eben nicht um eine Schuld oder gar Kollektivschuld der Juden, sondern in denen, die damals mitwirkten, wird unsere Schuld, unsere Sünde, das Versagen auch des neuen Israel, der Kirche, sichtbar." Entsprechend übernahm in Neumarkt der damalige Stadtpfarrer von St. Johannes und Dekan Kaspar Hirschbeck die verantwortungsvolle Aufgabe, den Spieltext von 1922 einer grundlegenden Revision zu unterziehen. Im Einklang mit der Erklärung des 2. Vatikanums „Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen", die in der Erklärung gipfelte: „Das Kreuz ist das Zeichen der universalen Liebe Gottes", befreite er das Passionsdrama zuvorderst von allen antijüdischen Anklängen."

Große Verdienste um die Verwirklichung der Spiele 1984 erwarb sich der Leiter der Kolping-Theaterbühne Josef Meier, der 1959 und 1964 die Rolle des Petrus auf der Passi-onsbühne verkörpert hatte, und der nun die Spielleitung übernahm. Eine erste Herausforderung stellte die Zusammenstellung eines neuen Ensembles dar, weil etliche Rollenträger aus früheren Jahren nicht mehr zur Verfügung standen. Meier aber konnte eine große Zahl von neuen Spielern begeistern, darunter Norbert Bruckschlögl als Christus-Darsteller. Ein Novum bildete das ad hoc aus allen Neumarkter Chören zusammengestellte Chorensemble, das — dirigiert von Oberstudienrat Gerhard Bock, dem Leiter des Kirchenchores von St. Johannes — die Aufführungen musikalisch umrahmte; für die 125 Sängerinnen und Sänger schneiderten Mitglieder des Katholischen Frauenbundes unter Anleitung von Frau Fanny Jesberger prächtige Chorgewänder, die 1989 und 1999 nochmals Verwendung fanden. Als Fanfarenbläser traten Mitglieder der Werkvolkkapelle Neumarkt auf. Die Trägerschaft der Passionsspiele übernahmen die Kolpingsfamilie Neumarkt und die Pfarrei St. Johannes in Kooperation mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Neumarkt unter seinem 1. Vorsitzenden Oberstudienrat Herbert Lang. Die Schirmherrschaft übertrug man dem Eichstätter Bischof Dr. Alois Brems. Als Spielort stand erstmals die kleine Jurahalle zur Verfügung. Entwürfe für das Bühnenbild lieferte Ulrich Hüstebeck vom Stadttheater Regensburg, die Ausführung oblag Alfons Dürr, Franz Rieger und anderen. In der Zeit vom 10. März bis zum 20. April konnten etwa 20.000 Besucher in 22 ausverkauften Vorstellungen das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu beziehungsweise — wie im Prolog formuliert — sein eigenes "Lebens-Spiel" miterleben — als Ansporn zu innerer Betrachtung und moralischer Besserung: „Die Rolle, die des Vaters Sohn | gespielt zum Heil der Welt, | spiel du sie in der Welt Passion, | dort, wo du hingestellt!"


1984 Tafel 1
Schauspieler 1984

Die Schauspieler von 1984 mit Namen

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