Passion 1922
Die Neumarkter Passionsspiele sind ein Passionsspiel in Neumarkt in der Oberpfalz, das die letzten 5 Tage im Leben Jesu Christi zeigt.Der Ursprung dieser Spiele liegt im 17. Jahrhundert: Im Rahmen der Rekatholisierung der heutigen Oberpfalz begann der Kapuzinerorden in Neumarkt mit der Aufführung solcher Spiele, um so der Bevölkerung den katholischen Glauben wieder näherzubringen. Als Spielträger trat die Corpus-Christi-Bruderschaft auf. Aus dem Jahr 1772 sind zwei im Kern identische Spielhandschriften überliefert. Trotz der Bemühungen der Bürgerschaft um eine Fortsetzung des geistlichen Theaters musste man sich schließlich den Verboten der geistlichen und weltlichen Obrigkeit beugen: 1793 trug man nur noch das Grab Christi durch die Stadt.
Erst 1901 griff der Katholische Gesellenverein, die Vorgängerorganisation der heutigen Kolpingsfamilie, die Tradition wieder auf und begann erneut mit der Aufführung eines Passionsspiels.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde zu Beginn der 1920er Jahre die erneute Aufführung des Spieles vorbereitet. Der Neumarkter German Mayr verfasste ein neues Textbuch und führte bei den Spielen 1922 auch Regie, hier fanden 23 Aufführungen statt. Außerdem sollten die Spiele wieder wie ursprünglich in einem festen Rhythmus gezeigt werden, weitere Aufführungen waren für 1927 und 1932 vorgesehen. Die politischen und wirtschaftlichen Umstände dieser Zeit verhinderten dies jedoch.
Quelle: Wikipedia
1922 - Anfang einer neuen Tradition
In Erinnerung an diese "Lebenden Bilder" reifte in Max (Josef) Fries, dem damaligen Senior des "Neumarkter Kolpingsvereins", nach seiner glücklichen Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg der Gedanke, das Leiden des Herrn auch in Neumarkt wieder in einem "geschlossenen Spiel" vorzustellen. Zu seinem Erstaunen aber stieß er mit dieser Idee auf schroffe Ablehnung; der Präses der Gemeinschaft, Katechet German Mayr, ließ ihn wissen, sich "das Zeug aus dem Kopf zu schlagen." Trotzdem hielt Fries unbeirrt an seinem Vorhaben fest, und nach drei Jahren beharrlichen Drängens erklärte sich der Geistliche schließlich bereit, in Anlehnung an das Oberammergauer Spiel eine Textfassung zu erstellen. Innerhalb eines Tages brachte er im Februar 1921 die erste Szene, die Tempelreinigung, zu Papier, und ein knappes Jahr später, im Januar 1922, war das "hochwertige" Textbuch vollendet. Innerhalb kürzester Zeit erfolgte die Einstudierung, die der Autor selbst übernahm. Als vorteilhaft erwies sich die große Theatererfahrung vieler Mitglieder der Kolpingsfamilie, auch ein Aufruf an die Bevölkerung zeitigte Erfolg. In die Rolle des Petrus schlüpfte der Initiator des Spiels selbst, Max Fries, als Christus stellte sich der spätere Schulrat Johannes Lunzer, als Pontius Pilatus der Leiter der Oberschule (Realschule), Josef Dietl, zur Verfügung, und in der Rolle des Judas beeindruckte — wie auch wieder 1959 und 1964 — der Zimmermeister Xaver Mösl. Noch im Januar begannen die Proben, am Karfreitag war die Generalprobe, „zu der man die Ehrwürdigen Schul- und Krankenschwestern geladen hatte", und am Ostermontag 1922 fand die Premiere statt.
Das Spiel fand eine „beifällige" Aufnahme. Offenbar antwortete die „Passion" auf die religiösen und seelischen Bedürfnisse der Zeit, denn mit Ausnahme der Premiere waren alle folgenden neun Aufführungen bis Christi Himmelfahrt ausverkauft, und aufgrund der „drängenden Nachfrage" ließ man schon im Herbst eine zweite Spielperiode mit 13 Vorstellungen folgen, die erst am 1 7. Dezember endete. „Das Spiel hatte seine Wirkung nicht verfehlt", resümierte der Chronist. „So mancher hatte den Weg zur Kirche und zu Christus zurück gefunden, was schließlich auch der schönste Dank und Lohn für die Spieler war." Aufgrund der Begeisterung, der Anteilnahme und der spürbaren inneren Ergriffenheit von Mitspielern und Publilkum wollte man in fünf Jahren wieder auf die Bühne treten. Der Erfolg ließ für die Zukunft Kontinuität erwarten. Aber widrige Umstände und schwierige Zeitläufte verhinderten eine rasche Verwirklichung dieses Vorhabens: 1926 fiel das alte Kolpinghaus einem Brandunglück zum Opfer, und nach dem Wiederaufbau im Jahr 934 verhinderte die Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieges weitere Aufführungen; kurz vor Kriegsende wurde das Kolpinghaus erneut zerstört, und auch der sog. Schmaus-Stadel in der Rosengasse, wo Kostüme und Requisiten lagerten, wurde im April 1945 ein Opfer der Flammen.27 So sollte es noch weit über ein Jahrzehnt dauern, bis das Passionsspiel 1959 wieder auf die Bühne gelangte.
Die Darsteller und Darstellerinnen von 1922
Die Darsteller und Darstellerinnen von 1922
Christus |
Johannes Lunzer, Schulrat |
Petrus |
Max Josef Fries |
Judas |
Xaver Mösl (Mößl), Zimmermeister |
Johannes |
Max Mohr, Angestellter |
Philippus |
Meyer, Postinspektor |
Thomas |
Philipp Beck, Konditor |
Andreas |
Johann Steinhauser, Notariatsbeamter |
Apostel |
Adam Müller, Bahninspektor |
Apostel |
Martin Schmid, Uhrmacher |
Maria |
Regina Ehgartner (Aufführungen in der Fastenzeit) Margarete Silberer (Aufführungen im Herbst) |
Magdalena |
Maria Romstöck |
Simon von Cyrene |
Georg Gutmann, Konditormeister |
Pilatus |
Josef Dietl, Leiter der Oberschule |
Diener des Pilatus |
Leo Wittmann, Kaufmann |
Hauptmann |
Georg Fleischmann, Steinmetz |
Rottenführer |
Bartholomäus Haubner, Bürstenbind |